Terra Sigillata und Rheinauenwälder am 29. September
Links und rechts vom Rhein unterwegs
Unter diesem Motto waren die beiden Schwarzwaldvereins Ortsgruppen Bietigheim-Bissingen und Karlsruhe bei ihrer 47. Gemeinschaftswanderung im Pfälzisch-Badischen Grenzgebiet unterwegs.
Mit der Bahn erfolgte die Anfahrt nach „Tabernae“ einer ehemaligen römischen Siedlung, dem heutigen Rheinzabern. Als einfache Straßenstation zwischen 10 und 20 nach Chr. gegründet, entwickelte sich Tabernae im 2. und 3. Jh. zum größten Keramikproduktionszentrum nördlich der Alpen. Voraussetzung waren ausreichende Rohstoffvorkommen an Ton und Holz, und eine gute Anbindung durch den Rhein und die von Italien kommende römische Fernstraße.
Im Terra Sigillata Museum wurde die Wandergruppe zu einer knapp 2 stündigen Führung erwartet, welche die Teilnehmer zu einer Zeitreise bis zu den Anfängen der römischen Töpferwarenherstellung entführte. Der Rundgang durch die Ausstellungsräume mit der kaum übersehbaren Vielfalt der hier gezeigten gebrannten damaligen Erzeugnisse, von einfachen bis zu reichverzierten Schüsseln, Bechern, Krügen und Schalen, oder die mit einem roten Glanzrotüberzug versehenem Tafelgeschirr der Römer. Alle Produktionsschritte wurden von unterschiedlichen Spezialisten arbeitsteilig durchgeführt. Auch wurden Dachziegel, Fußbodenplatten, tönerne Wasser- und Abzugsrohre hergestellt. Für all diese hergestellten Erzeugnisse in Tabernae war schon in der damaligen Zeit der Vertrieb und Absatz der Produkte durch spezialisierte Keramikhändler unverzichtbar. Der Transport der zerbrechlichen Waren erfolgte, wenn möglich, auf den Flüssen. Das Hauptabsatzgebiet war das rechtsrheinische Gebiet und die Provinzen an der Donau. Auch nach Britannien, sowie zu den Germanen jenseits des Limes und nach Polen und Skandinavien gelangten die Gefäße.
Nach diesem Rundgang konnten die Teilnehmer durch archäologische Ausgrabungen freigelegte, zwei außergewöhnlich gut erhaltene römische Brennöfen besichtigen, ein großer Spezialofen für die Herstellung von Terra Sigillata, eine hochspezialisierte Anlage, in der das wertvolle Geschirr bei ca. 950 Grad Celsius gebrannt wurde, sowie einen Ziegelbrennofen. Diese beiden Brennöfen an einem Standort zu besichtigen ist einmalig in Deutschland.
Nicht nur die römische Vergangenheit, auch wandern stand auf dem Tagesprogramm. Mit dem Bus erfolgte die Fahrt zum Wanderausgangspunkt Leimersheim, einem alten Fischerdorf am Rande der Rheinauenwälder. Von hier aus machten sich die Schwarzwaldvereinler auf, um durch einen bannwaldähnlichen Baumbestand zur Anlegestelle der Rheinfähre „Peter Pan“ zu wandern. Bis zur Übersetzung konnte man die stromaufwärts und stromabwärts fahrenden Frachtschiffe auf Deutschlands größter Wasserstraße beobachten.
Drüben auf der badischen Seite angekommen führte die Wanderstrecke auf dem Rheinhochwasserdamm entlang der Altrheinarme, weiter in Richtung Leopoldshafen – Eggenstein. Einst floss der Rhein zwischen Basel und Karlsruhe auf einem mehrere Kilometer breiten Abflussgebiet mit vielen Flussarmen und kleinen Inseln. Die am Strom liegenden Ortschaften waren aber immer jährlich von schweren Überschwemmungen betroffen und wertvolles Ackerland war oft nicht bebaubar. Aus diesem Grunde erfolgte die Rheinbegradigung, auch Rheinregulierung genannt, durch den Ingenieur Gottfried Tulla in den Jahren 1817 bis 1871. Die Rheinbegradigung war auch Voraussetzung für die Schiffbarmachung des Rheins hinauf bis Basel, welche 1907 begonnen wurde.
Bald darauf erreichte die Wandergruppe Eggenstein um hier im Andreas Bräu die kombinierte Wander- und Besichtigungstour links und rechts des Rheines ausklingen zu lassen, verbunden mit dem Dank an die Karlsruher Wanderführung. Mit der Heimfahrt ging ein mit neuen Eindrücken ausgefüllter Wandertag zu Ende.
Bericht: W. Wachter