Tübingen
Auf nach Tübingen
Städtefahrt nach Tübingen am 28. Juni 2025. Raus aus den eigenen Stadtmauern und auf in die Erkundung der Universitätsstadt Tübingen. Mit dem Regio-Zug MEX12 von Bietigheim-Bissingen in etwas über einer Stunde bequem erreichbar.
Das Programm des Schwarzwaldvereins Ortsgruppe Bietigheim-Bissingen ist vielfältig. So sind sowohl Wander-Touren durch nahegelegene Naturschutzgebiete, in den Schwarzwald und auf die Schwäbische Alb als auch Städtefahrten darunter. Bevor es am darauffolgenden Samstag, den 5. Juli, zur Schwäbischen Alb ging, ein kleiner Rückblick auf den Tübingen Tag.
Achtzehn gut gelaunte Schwarzwaldvereinsmitglieder nebst Gästen saßen im Zug und freuten sich auf die Stadt Tübingen sowie eine vorab organisierte Stadtführung. Am Bahnhof angekommen, sich kurz im Schatten gedulden, und nach zwei Minuten begrüßte uns ein freundlicher junger Mann – Stadtführer. Ein Theologie- und Geschichtsstudent, der uns auf interessante Weise mit der Geschichte Tübingens vertraut machte. Gleich zu Anfang die Info, wir würden uns keine Zahlen merken müssen – oder fast keine. Nur 1477, das Jahr, in dem die Universität gegründet wurde, das sollte uns doch im Gedächtnis bleiben. Die Eselsbrücke dazu wurde gleich mitgeliefert: 2 x 7 = 14. Dass die Gründung der Universität mit dem Papst zu tun hatte, erfuhren wir. Im Jahr 1474 hatte Graf Eberhard im Bart bei Papst Sixtus IV. ein Bittschreiben zur Errichtung einer Universität eingereicht. Und natürlich war wie immer Geld im Spiel. Dieses kam aus priesterlichen Kreisen. Da die katholischen Geistlichen wegen des Zölibats keine Nachfahren hatten, überließen sie ihre Hinterlassenschaften zu wohltätigen Zwecken. Die Universität ist bis heute in Tübingen omnipräsent. Tübingen hat 90.000 Einwohner, davon sind ein Drittel Studenten. Jeder Dritte ist ein Student. – Tübingen wurde im zweiten Weltkrieg nicht zerstört, da es keinerlei Industrie besaß.
Ein besonderer Aspekt zu Tübingen bildet Friedrich Hölderlin, der sich als Theologiestudent mit Schelling und Hegel im Evangelischen Stift ein Zimmer teilte, bevor er als Hauslehrer nach Frankfurt ging, wo er der tragischen Liebe Susette begegnete. Zurück in Tübingen mit gebrochenem Herzen in sehr fragilem geistigem Zustand lebte er noch über dreißig Jahre lang beim Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer, der ihm im Turm eine Bleibe bot. Heute bekannt als Hölderlin-Turm, eine unerlässliche Station bei den Stadtführungen. Der Dichter Hölderlin wurde erst nach seinem Tod berühmt. Lediglich die Literaten-Szene bewunderte ihn und seine Lyrik schon zu Lebzeiten. Einige der wohl bekanntesten Verse finden sich in dem Gedicht „Hälfte des Lebens“.
„Hälfte des Lebens“
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin
Hölderlin war 33 Jahre, als er diese Zeilen schrieb.
Was hat Hölderlin mit dem Schwarzwaldverein zu tun? – In Hölderlins Lyrik spielt die Natur und Naturempfindung eine sehr große Rolle.
Was wir mitnahmen aus diesem spannenden Tag waren wunderbare Eindrücke einer sehr lebendigen und anregenden Stadt. Unseren Rucksack auf dem Buckel, vollgepackt mit neuem Wissen, zogen wir zu unserer Schlusseinkehr am Neckarufer, dem Neckarmüller.
Ein sehr herzliches Dankeschön an unseren Wanderwart Wolfgang Meier und an alle, die an der Organisation mitgewirkt haben.
Angelica Inhoffen