Zu den Mineralquellen in Bad Cannstatt am 04. Aug. 2022

Ausgerechnet den heißesten Tag des Jahres hatten sich die Wanderführer für ihre Brünnelestour in Stgt. Bad Cannstatt ausgesucht.

Und so traute sich nur eine kleine Gruppe von Neugierigen auf die Spurensuche zu Brunnen und Quellen von Cannstatt. Der wohl wohltuendste und natürlichste Reichtum von Stuttgart, liegt in seinen vielen Mineralquellen. Allein im Bereich von Berg und Bad Cannstatt sprudeln 19 Mineralquellen, 11 davon sind staatlich anerkannte Heilwasser, wovon wir einige auf unserer Tour kennenlernen wollen. Mit einer Schüttung von 44 Millionen Litern täglich hat Bad Cannstatt nach Budapest das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas.
Mit Bahn und U-Bahn wurde der Haltepunkt Mineralbäder in Berg erreicht. Gleich dort im Mineralbad war der erste Brunnen. Zum Verkosten der Brunnen hatte die Wanderführerin kleine Trinkbecher dabei.
Das Mineralbad Berg in Stuttgart-Ost wurde 1856 vom königlichen Hofgärtner Friedrich Neuner als „Bad am Königlichen Park“ im heutigen Heilquellenschutzgebiet Stuttgart eröffnet. Die Quellen wurden zu Beginn der 1830er Jahre erbohrt, um die Wasserräder einer Textilfabrik im Winter eisfrei zu halten. Trinkgenuss und Badefreuden verliehen ihm seinen heutigen „Kultstatus“. Aus fünf Quellen fließen täglich 5 Millionen Liter natürliches Mineralwasser mit Wassertemperaturen von 22 °C bis 34 °C in die vier großen Innen- und Außenbecken.

Weiter ging es, links und rechts durch Baustellen von Stuttgart 21, zum Leuze Brunnen und Leuze Bad. Die Leuze Quelle ist ein Staatlich anerkanntes Heilwasser Der Säuerling mit sehr hohem Mineral – u. Kohlensäuregehalt hat eine Schüttung von 37 l / Sek. und eine Temperatur von ca. 20 Grad. Heilanzeigen sind neben anderen bei Herz, Kreislauf, und Leber Erkrankungen bekannt. Bei der Trinkprobe wurde der Geschmack für metallig, salzig und modrig eingestuft. Nun wurde der Neckar überquert. Auf der Brücke konnte man den natürlichen Austritt von Kohlensäure in den Neckar eine sogenannte Mofette beobachten.

Nun waren wir in Bad Cannstatt und erreichten den Wilhelmsplatz. Hier gab es in früherer Zeit eine Sulze. Eine Sulze war ein morastiges Gelände, in das man gerne auch den Abfall und Müll entsorgte. Im Jahre 1837 gründete dort Dr. Albert Friedrich Veiel Deutschlands erste Hautklinik sie hieß: Heilanstalt für Flechtenkranke.

Immer im Schatten der Häuser gehend wurde der Schiffmannsbrunnen erreicht. Der Brunnen wurde 1833 im Hause von Schiffmann erbohrt. Willy Schiffmann ging 1 x am Tag zum Lüften in den Keller, damit sich das dort angesammelte CO2 entweichen konnte.
Der nächste Brunnen war in der Marktstraße, neben einer Eisdiele, der Erbsenbrunnen. Er wurde 1929 vom Bildhauer Fritz v. Graevenitz geschaffen. Die Kugel, aus der das Wasser fließt, stellt eine große Erbse dar. Auf ihr hält ein lachender Junge einen Krug hoch. Der Erbsenbrunnen (1929) aus Cannstatter Travertin in der Mitte der Marktstraße ist der Nachfolger eines eisernen Brunnens, mit dessen Wasser laut Überlieferung die Erbsen und andere Hülsenfrüchte am besten gekocht werden konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörte ein Soldat die Figur. Der Bildhauer Fritz von Graevenitz schuf sie 1948 neu. Sein Neffe, der Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, verriet anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Stuttgart, dass sein Onkel ihn damals als Modell für das neue Erbsenbüble ausgesucht hatte.
Bevor es zum nächsten Brunnen ging nahm man die Gelegenheit wahr, sich ein Eis zu genehmigen.

Markttischbrunnen vor dem Bezirksrathaus Die flache tischförmige Schale aus Cannstatter Travertin ist auf ihrem Grund mit Früchten und Gemüse als Symbole des Marktes verziert. Zwei kleine Wasserspeier spritzen in flachem Bogen gegeneinander. Aus einer Messingsäule fließt Trinkwasser. Er wird aus dem Keller-Tiefbrunnen gespeist.
Gegenüber dem Marktischbrunnen befindet sich das alte 14 91 erbaute Rathaus, seit 1966 eingetragenes Kulturdenkmal. Der freie Platz war früher eine große Sulze, Dreckloch, Gestank die sich unter das Rathaus hinzog. Das Rathaus senkte sich in der Folgezeit immer wieder ab was man noch gut sehen kann. Es wurde auf der einen Seite mit Betonunterbau verstärkt. Auf der Vorderseite befindet sich der 1991von Hans-Dieter Bohnet einer Weinpresse nachempfundenen Rathausbrunnen. Hinter der Stadtkirche und dem Marktplatz Cannstatt liegt der 1831 anstelle des Holzmarktbrunnens errichtete und 1976 renovierte Polizeibrunnen dem unser nächster Besuch galt.

Nun führte uns Karin zu einem Höhenpunkt in Cannstatt dem, beim Thaddeus Troll Brunnen befindlichem, „Klösterle“.

Cannstatts Schmuckstückle – das Klösterle

Beim Klösterle handelt es sich um eins der ältesten Gebäude der Stadt Stuttgart. Das Fachwerkhaus mit Erkertürmchen wurde im Jahr 1463 erbaut. Errichtet wurde das Gebäude ursprünglich, um als Heimat für die Beginen zu dienen. Dabei handelt es sich um einen liberalen Frauenorden, der ohne die üblichen, strengen Ordensregeln auskam. Im Zuge des Baus wurde auch eine gotische Kapelle mit in das Gebäude integriert, was es heute in ganz Europa einzigartig macht.
Über Jahrhunderte wurde das Klösterle seinem ursprünglich zugedachten Zweck gerecht, erst nach Aufgabe des Ordens erfuhr es dann wechselhafte Nutzungen. In diesem Zuge blieb es nicht aus, dass das Klösterle zunehmend verfiel, was man immer wieder durch eher halbherzige Reparatur- und Restaurationsmaßnahmen aufzuhalten versuchte. Architektonisch In den 70er Jahren wurde das Schmuckstückchen, dessen Schönheit damals noch hinter dickem Putz verborgen war vor dem Abriss gerettet.

Kellerbrunnen Keller-Tiefbrunnen die Mutter für sieben Brunnen

Der Kellerbrunnen ist aus Travertin Stein, das Mineralwasser ergießt sich bogenförmig in das kleine Becken. Er liegt in der Kellerbrunnengasse. Entworfen und realisiert wurde das Kellerbrünnele im Jahre 1963. Der Keller-Tief-brunnen ist eine sehr ergiebige Mineralwasserquelle. Die Bohrung zu diesem Brunnen erfolge erstmals im Jahr 1833 und er speist neben dem Brunnen in der Kellerbrunnengasse noch weitere sechs Trinkbrunnen. ( u. A.  den Erbsenbrunnen, Polizeibrunnen, Brunnen am Klösterle usw.)

Weiter ging es zum und durch den unteren Kurpark. Diesen unteren Teil wollte man nach dem Krieg bebauen, aber es wurde zum Glück anders entschieden. In der Nähe des Kursaales trafen wir auf den Lautenschlägerbrunnen. Er wird mit dem Heilwasser des Wilhelmsbrunnens, der bereits 1773 erbohrt wurde, gespeist. Der Brunnen entspringt im nahe gelegenen Hof des Großen Kursaal. Der Brunnen wurde 1934 vom Bildhauer Jakob Clement geschaffen und 1987 saniert.
Der weitere Weg führte hinter den Kursaal  zu  weiteren 2 Brunnen. Der eine wird vom Wilhelmsbrunnen II gespeist, der andere, stark salzig schmeckende, von der Daimlerquelle. Der Wilhelmsbrunnen wurde bereits im Jahr 1773 erbohrt, die Daimlerquelle wurde 1933 neu erbohrt.

Nun stiegen wir hoch in den alten Kurpark. Vorbei am Gartenhaus vom Gottlieb Daimler in dem er mit Maybach zusammen an Motoren werkelte. Man wollte ja diese kleine Werkstatt besichtigen aber es war geschlossen. Gleich daneben durch große Quadersteine markiert, die bei einem Luftangriff zerstörte Villa Daimler. Weiter ging es zum nachgebauten Daimlerturm und durch die Wandelhalle in die Parklandschaft. Bevor es wieder hinab zum Solebad ging, wurde der schöne Ausblick der sich hier oben bot genossen. Der Weg führte nun zum Neckardamm. Dort führte ein schmaler Pfad am Ufer entlang zum Mühlsteg. Unterwegs konnte man wieder eine Mofette im Neckar sehen. Über den Mühlsteg, von dem man einen guten Blick auf den Zuckerberg hatte, gelangten wir zur Auquelle. Die Auquelle wurde 1832 erbohrt und 1981 neu gefasst. Der gläserne Turm wurde von Architekt Gerlach, Ludwigsburg, entworfen. Durch Verschmutzung, Verkalkung konnte man leider nicht sehen wie das Wasser durch „artesischen Überdruck“ in die Höhe schießt. Das Wasser wird gefasst und in der Wilhelma, im Rosensteinpark und in verschiedenen Bädern genutzt. 

Auf der anderen Straßenseite liegt die Grünanlage „Mombachquelle“. Sie ist der einzige noch vorhandene natürliche Quelltopf in Stuttgart. Der „kleine Blautopf“ ist jedoch hinter einem Gitter für Besucher unzugänglich. Wir hatten jedoch Glück und ein Mitglied des Schwimmvereins ermöglichte uns, auf Anfrage von Karin, den Zutritt Die Mombachquelle ist als Naturdenkmal geschützt. Ein Teil des Wasser wird gefasst und vom nebenan liegenden Bad des Schwimmvereins Cannstatt e.V. genützt der Rest des Wassers fließt wie das der Auquelle der Nutzung in der Wilhelma bzw.  durch die Grünanlage dem Neckar zu.

In dieser Grünanlage endete diese interessante von Karin erfragte und erkundete Tour zu den Mineralquellen in Bad Cannstatt, die in keinem Reiseführer steht.