Über heimatliche Fluren 17. März 2016

Auf den Spuren der Württembergischen Herzöge

Unter diesem Motto traf sich eine stattliche Wandergruppe zeitversetzt beim Bietigheimer Bahnhof und beim Parkhotel zu einer 4 stündigen Wanderung bei strahlendem Sonnenschein über unsere heimatlichen Fluren.
Ein kurzes Wegestück am Rande des Brandholzes entlang, um kurz darauf abzuschwenken in die Buchsiedlung und vorbei an dem Sportgelände des Hockeyclubs hoch zum Naturdenkmal Geisinger Seele und weiter vorbei an den Gartenanlagen in Richtung Wilhelmshof. Sehr interessant hier die geschichtliche Vergangenheit dieser Feldflur durch diese unsere Wanderstrecke führte. Wo sich heute die Buchsiedlung befindet, erstreckte sich vor nicht allzu langer Zeit der Buchwald. Das gesamte Gebiet zwischen dem Forst, Brandholz und dem Favoritepark war ein durchgehendes Waldgebiet, teils eingezäunt für die herzoglichen Treibjagden. Am Geisinger Seele, einem Waldweiher, ließ sich König Friedrich ein Boudoierschlößchen und etwas später am Brandholzrand den Dianenbau errichten. Die nähere Umgebung um das Schlösschen nannte sich der untere Park. Später wurde dieses Waldgebiet auf Anordnung des Königs Wilhelm gerodet und in Ackerland umgewandelt. König Wilhelm setzte sich in großem Maße für die Landwirtschaft ein, nicht umsonst wurde er auch der Bauernkönig genannt.
An den Grenzpunkten der Markungen Bietigheim, Tamm und Geisingen stand in früherer Zeit der Mehlsack, ein drei Fuß hoher Grenzstein. Die sich hier befindliche Feldflur war das Brachheimer Feld. Es war ursprünglicher Bestandteil des ehemaligen abgegangenen Ortes Brachheim und seiner Gemarkung. Auf diesem Gewann hatten Bietigheim, Tamm und Asperg das Weidenutzungsrecht.
Der Wilhelmshof den wir auf dem Weiterweg durchquerten geht mit seinem Namen auf den König Wilhelm zurück. Unter ihm erfolgte der Ausbau zu einer stattlichen Hofdomäne mit 193 ha. Grundbesitz.
Die im Jahre 1879 eröffnete Eisenbahnlinie Bietigheim – Backnang  auf ihr verkehrte einst der Orientexpress, führte bis zu ihrer Stilllegung in einem tiefen Einschnitt am Wilhelmshof vorbei, und ist heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Und weiter wanderten wir durch die herrliche, vom Lenz umfächelte Frühlingslandschaft auf dem Planetenweg dem ehemaligen Hofgut Monrepos zu. Dieser Weg führt vom Bietigheimer Forst in fast gerader Linienführung bis zum Ludwigsburger Favoritepark. Seine Gesamtlänge beträgt 6 km und entspricht dem Maßstab 1: Milliarde. Dargestellt sind die Planeten Pluto, Neptun, Uranus, Saturm, Jupiter, Mars, Erde mit Mond, Venus, Merkur und Sonne. Der bildhauerische Teil des Planetenweges bezieht sich mit seinen Steelen auf die Mythen und Sagen der Antike, die von den jeweiligen Göttern berichten.
Am Rande des Golfplatzes  und die Autobahn überquerend wird der nächste geschichtliche Ort der württembergischen Herzöge und Könige erreicht. „Monrepos“ auf französisch „meine Ruhe, meine Erholung“. Ein kleines Schlösschen, durch Alleen verbunden mit dem Lustschloss Favorite und dem Residenzschloss Ludwigsburg.
Schon seit dem 16. Jahrhundert hielten sich die Herzöge von Württemberg am Eglosheimer See zur Jagd auf. Unter Herzog Karl Eugen wurde das gesamte Gelände in barocken Formen gestaltet. Die Bauarbeiten zum Schlossbau begannen 1760  kamen aber nach vier Jahren zum Erliegen. Erst durch Herzog Friedrich 1. seit 1806 König, wurde das Schloss fertiggestellt  und der Seegarten umgestaltet, und die Kapelle von Hohenstein auf eine der Inseln im See verlegt. Zum Seeschloss gehörte auch eine Meierei  (ein landwirtschaftliches Gut) und ein Tierpark. Unter König Wilhelm wurde die Domäne vor allem zur Schaf und Viehzucht genutzt. Seit 1870 war die Domäne verpachtet. Nach und nach entwickelte sich Monrepos zu einem Naherholungsgebiet für den Raum Ludwigsburg. Heute beherbergt das weitläufige Gelände das Schlosshotel Monrepos und den Golfclub Monrepos sowie die 1677 gegründete Hofkellerei des  Hauses Württemberg durch Herzog Eberhard. Der Weinbau geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das Haus Württemberg unter seiner Königlichen Hohheit, Michael Herzog von Württemberg  besitzt Spitzenweinlagen am Eilfinger Berg bei Maulbronn, beim Steinbachhof in Gündelbach, am Hohenhaslacher Kirchberg, am Mundelheimer Käsberg, am Asperger Berg, am Untertürkheimer Mönchberg sowie bei der Y-Burg in Stetten im Remstal.
Nach all diesen geschichtlichen Informationen und der Mittagsrast in der wärmenden Sonne der Weiterweg vorbei am Seeschlösschen und rund um den See durch die herrlichen Baumalleen. Noch ein Blick zum Schloss zurück und weiter ziehen wir dahin durch die hier Grundwasserreiche Landschaft entlang des Riedbaches und dem Gebäude der einstigen Asperger Trinkwasserversorgung, über die wir vom unserem Asperger Wanderfreund Robert informatives erfuhren.
Vor uns die ehemalige Feste Hohenasperg, die wir heute aber nicht ganz besteigen sondern auf Halbhöhenlage durch die Weinberge zum Löwentor zu wandern. Hier beim Gedenkstein des Dichters Friedrich Schubart, welcher von 1777 bis 1787 in dem Turm auf dem Hohenasperg  inhaftiert war, nochmals eine kurze Rast, bei der die Wandergruppe von Robert einiges über die geschichtliche Vergangenheit der Festung Hohenasperg erfuhr. Hier nochmals kurz zusammengefasst: Einst keltischer Fürstensitz, weitere Besitzwechsel von den Glemsgaugrafen, Tübinger Pfalzgrafen, und weiter an die Württemberger Herzöge welche die Burg zu einer Festung ausbauten. Anschließend diente sie als Garnison und Staatsgefängnis.
Und weiter ziehen wir hinüber zur Hurst, einem Höhenrücken zwischen Asperg und Markgröningen um nochmals von hier aus die herrliche Aussicht bis zu den Stromberghöhen zu genießen. Abwärts vorbei an zahlreichen Pferdekoppeln und durch die weitreichenden Streuobstbestände erreichten wir den alten Ortskern von Tamm.  Der Ort wurde 1287 erstmals urkundlich erwähnt. Sehenswert die aus dem Jahre 1465  stammende ehemalige Wehrkirche mit ihrer spätgotischen Turmanlage, die ehemalige Kelter und das alte Rathaus sowie die zahlreichen restaurierten alten Fachwerkhäuser. Im Mittelalter war das Dorf mit einer 10 Fuß hohen Mauer mit Graben umgeben. Das Kloster Lorch, das Markgröninger Spital und die Herren von Nippenburg hatten einst Besitzungen in Tamm. Bis im Jahre 1793 bestand im Ort eine Weingärtnerzunft.
Heraus aus dem alten Ortskern wandern wir nun dahin durch die weite Feldflur zum Tammer Schützenhaus.
Eine herrliche Frühjahrswanderung fand hier bei bester Bewirtung und froher Geselligkeit ihren Abschluss, verbunden mit dem Dank an die beiden Wolfgang´s  ehe von hier aus der Heimweg angetreten wurde.                                                                                                     Wolfgang Wachter

Führung: Wolfgang Wachter / Wolfgang Meier