Auf den Spuren des weißen Goldes am 10. Juli

Mit einem Haller Sieder unterwegs

Zu dieser geschichtlichen Exkursion verbunden mit einer kleinen Wanderung war eine Gruppe des Bietigheimer Schwarzwaldvereins unterwegs in der alten Salzsiederstadt Schwäbisch-Hall.
Mit der Bahn wurde zügig der Bahnhof Hessental erreicht, um von dort aus zur Comburg zu wandern. Auf einem Umlaufberg hoch über dem Kochertal erhobt sich vor uns majestätisch das ehemalige Benedektinerkloster, welchem unser Besuch galt.
Um 970 als Burg errichtet,  ging die Burg schon als Stiftung 1078 an den Benediktinerorden über und wurde später in ein adliges Chorherrenstift umgewandelt. Die gesamte Anlage wird von einer Ringmauer mit Wehrtürmen umschlossen, überragt von der Stiftskirche St.-Nikolaus, deren äußerliches Erscheinungsbild geprägt ist durch ihre drei romanischen Türme. In ihrem Innern  erwartete uns eine herrliche, aber nicht überladende Innenausstattung deren Mittelpunkt der große romanische Radleuchter welcher das  himmlische Jerusalem darstellt, sowie der  vergoldete Altarvorsatz.
Der anschließende Weiterweg führte auf dem Bildstockweg hinab nach Steinbach und weiter entlang des Kochers durch die Parkanlagen entlang der Altstadtsilhouette zum Grasbödele beim Sulfersteg.
Im Anschluss an die Mittagseinkehr erwartete uns zu einer Stadtführung ein in historischer Tracht gekleideter Sieder zur Begrüßung mit den Worten: ,,Am Kocher Hall die löblich Stadt, vom Salzbrunn ihren Ursprung hat“
In lockerer Weise vorgetragen, erfuhren wir auf dem Gang durch die Altstadtgassen ernstes und heiteres über die Haller Geschichte. Auch der Heller und Batzen machten die Runde, ersterer war die weithin bekannte Haller Münze, welche hier geprägt wurde.
Hauptthema aber war wie erwartet der Rückblick auf die Jahrhunderte Jahre andauernde Salzgewinnung durch die Haller Sieder. Schon in der Latenezeit wurde bei Ausgrabungen eine Saline nachgewiesen. Im Laufe der späten Stauferzeit wurden die Königsrechte an der Saline, Brunnen und Siedepfannen vermehrt als Lehen vergeben. Der königliche Besitz zersplitterte so immer mehr. Das Eigentum am Haalbrunnen  und Sieden war in Sieden eingeteilt. Die Bürger besaßen um 1300 bereits 70% der Siederechte. Diesen Besitz mussten die Bürger gegen die Schenken von Limpurg verteidigen, die Hall zum Zentrum ihres Territoriums machen wollten. Dabei kam es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Umgeben war das Gebiet der Stadt , die bereits 1276 als Reichsstadt anerkannt wurde, von einer Grenze mit Wall und Graben, dem Haller Landheeg. An die traditionsreiche Geschichte der Haller Sieder erinnert das Haalamt unten am Kocher bei der Haalquelle. Hier in diesem geschichtsträchtigen Fachwerkhaus erführen wir nochmals ausführlich die damaligen zusammenhänge der Haller Siederzunft.
Das Haalamt, ( auch Haalgericht )  bestand als Institution seit dem 14. Jahrhundert, deren Aufgabe bestand in der Überwachung der Salzproduktion und des Betriebes. Es besitzt eine wichtige ortsgeschichtliche Bedeutung, da die Salzgewinnung ein Haupterwerbszweig der Einwohner der Stadt war. Das Recht, aus der Sole der Haalquelle Salz zu sieden, stand den Siedeberechtigen zu und nicht der Stadt und ihrem obersten Herren, dem Kaiser. Die Sieder organisierten sich selber und lösten, allerdings überwacht vom Magistrat ihre Streitigkeiten. Dafür und als Verwaltungssitz unterhielten sie das Haalamt. Noch heute werden hier die Erbrechte der alten Sieder bewahrt, und peinlich genau bis in die Zukunft dokumentiert.
An der Wand erinnert ein im Jahre 1643 angefertigtes Gemälde von Hans Schreyer an jene Zeit mit dem Spruch:
,, Am Kocher Hall die löblich Stadt, vom Salzbrunn ihren Ursprung hat, das Salzwerk Gott allzeit erhalt und ob der Stadt mit Gnaden walt“!
Mit dem Besuch des Haalamtes und dem Dank an den Stadtführer endete die für uns alle hochinteressante und lehrreiche  Führung auf den Spuren des weißen Goldes, wie das Salz einst genannt wurde.                                                                                                       W.Wachter